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ÖPNV: kein Ticket, keine Kontrolle, keine Barriere

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5. März 2013
Pressemitteilung
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Die Pressemitteilung von der Seite der Piratenfraktion.

Zu der VRR-Idee, Zugangskontrollen für Bahnsteige zu errichten, sagt Oliver Bayer, ÖPNV-Experte und Baupolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW:

„Nach Pariser Vorbild Bahnsteig-Sperren bauen zu wollen, ist für NRW-Verhältnisse eine völlig überflüssige und aberwitzige Idee. Die Anlagen sollen die Zahl der Schwarzfahrer verringern, stattdessen erzeugen sie nur eine Vielzahl anderer Probleme: Das Errichten solcher Anlagen kostet erheblich viel Geld, man benötigt die Flächen, Kontrolleure auf den Bahnsteigen, Wartungspersonal und vor allem ein einheitliches System der Fahrkarten. Während man heute mit Semestertickets, Gruppentickets, Fernverkehrtickets und Musical-Karten Bus und Bahn fahren kann, müsste man alle Karten vereinheitlichen und maschinenlesbar gestalten. Die Anlagen müssten unter dem Aspekt der Inklusion von selbstverständlich sämtlichen Menschen bedienbar sein. Vor allem im Berufsverkehr würden Zugangskontrollen den Pendlerfluss erheblich behindern und verzögern. Solche Warteschlangen wären der perfekte Arbeitsplatz für Taschendiebe.

Kurzum: Bahnsteig-Sperren braucht in NRW kein Mensch. Anstatt Barrieren aufzubauen, sollte sich der VRR lieber Gedanken machen, wie er die Menschen zum häufigeren Bus- und Bahnfahren animieren könnte. Die Piraten schlagen da den ticketlosen ÖPNV vor: kein Ticket, keine Kontrolle, keine Barriere.“

Die Piraten im Landtag NRW fordern in den aktuellen Haushaltsberatungen einen Ideenwettbewerb unter dem Motto „Fahrscheinlose Kommune“: Mit diesem Projekt soll Raum für neue, zukunftsweisende Ideen im Bereich Mobilität und Stadtraumplanung geschaffen werden.

Umfangreiche Argumentation gegen Zugangskontrollen für Bahnsteige:

  • Ausgangspunkt: Martin Husmann, Vorstand VRR, will Zugangskontrollsysteme für Bahnsteige einführen.
  • Zitat Husmann: “Dadurch werden Menschen daran gehindert, ohne gültigen Fahrschein Bus und Bahn zu fahren”
  • Er will ebenfalls das „erhöhte Beförderungsentgelt“ von 40 auf 60 € erhöhen

Hintergrund:

  • Ab dem 1.9.1965 hatte die Deutsche Bundesbahn die bis dahin üblichen Bahnsteigsperren abgeschafft.
  • Bis 1974 wurden sämtliche Anlagen rückgebaut.
  • In der Reichsbahn der ehemaligen DDR wurden Bahnsteigkarten- und Sperren abgeschafft.
  • Der Verkehrsverbund Nürnberg hatte sie zuletzt 2003 abgeschafft.
  • Eigentlich bräuchten die Zugangskontrollen dazu noch eine „Brötchentaste“ wie sie auf Parkautomaten zu finden ist:
  • „40 Euro für zwei Croissants“

Unsere Gegenargumentation:

  • Die Anlagen kosten Geld in Herstellung, Betrieb und Wartung
  • Die Flächen könnten anderweitig genutzt werden
  • Behinderung der betrieblichen Abläufe (insbesondere in Rush-Hour)
  • Zugangskontrollsystem bündeln die Menschenströme, das verlangsamt das Passieren
  • Langsamer Durchgang
  • Unplanmäßige Fehlfunktionen verzögern Durchlauf
  • Die restlichen Fahrgäste müssten warten
  • Wartebereiche füllen sich (Erhöhte Gefahr der Taschendiebe)
  • Es können gar nicht alle Bahnhöfe ausgestattet werden
  • Nur ausgewählte Bahnhöfe -> Lücken im System
  • Schwarzfahrer wird es auch mit einem Zugangskontrollsystem geben – sie nutzen eben andere Einstiegspunkte
  • Durch das Zugangskontrollsystem wird die Zahl der Kontrolleure womöglich gesenkt, dadurch wird Schwarzfahrer am Zugangskontrollsystem vorbei attraktiver (Schlupflöcher)
  • Es müssten alle Tickets automatisch erkannt werden, einschließlich sämtlicher Semestertickets, Konzertkarten, Messetickets Fernverkehrstickets (auch die Karten der Schweizer Nationalbahn mit City-Anschluss in Deutschland), Tickets der Fluggesellschaften mit Kooperationsabkommen mit der DB…
  • Inklusionsaspekt (barrierefreier Zugang)
  • Datenschutzrichtlinien müssten beachtet werden
  • Logik der Bestrafung begründet selbstverstärkenden Kreislauf: Steigender Fahrpreis-> mehr Schwarzfahrer -> Weniger Gewinn-> steigender Fahrpreis…
  • Wenn alle den Fahrpreis zahlen, dann wäre dieser Kreislauf durchbrochen -> dann kann man die Tickets aber auch streichen und die Kosten direkt umlegen.
  • Fahrpreise sind nur Teil der Gesamtkalkulation:  Subventionen werden ohnehin von allen gezahlt
  • Kosten der Zugangskontrollen sind besser investiert in mehr Fahrzeuge, einen höheren Takt und besseren Service!